Ich habe in letzter Zeit angefangen Skullgirls zu “spielen” und habe dabei ein paar interessante Dinge festgestellt.
Aber erstmal kurz etwas über mein Verhältnis zu Fighting Games. Eigentlich gibt es da nämlich keins. Die Klassiker, die man als Kind auf den Konsolen gespielt hatte, blieben mir als PC Kind immer verschlossen. Meine Freunde spielten lieber Final Fantasy, Digimon oder Yu-Gi-Oh. Ich damit natürlich auch. Meine Kindheit bestand aus den Gothic Spielen, Rayman, Harry Potter, Sacred statt Diablo und Guild Wars. Später kam dann noch Dota dazu, damals noch in der WC3 Engine.
Mit anderen Worten ich habe nie wirklich Spiele gespielt, die starke Anforderungen an meine Reflexe gestellt haben. Dafür war immer das Judo da gewesen. Und ich war zufrieden damit. An Shootern hatte ich mich noch nie interessiert, die fand ich immer stumpf und langweilig. Unter anderem garantiert auch weil ich zu schlecht für sie war. Außerdem kannte ich damals die Online-Welten noch nicht und kompetitiv interessiert war ich auch nicht. Wie gesagt. Judo war da der Ausgleich. Sobald ich jedoch mit dem Judo aufgehört hatte, begann ich mich mit Dota fürs kompetitive Spielen zu begeistern. Nicht auf hohem Level, immerhin ist es nur ein Spiel und ich hatte noch nie das Verlangen mein Leben auf ein Spiel auszurichten. Noch nicht einmal bei Guild Wars, obwohl ich das ungesund viel gesuchtet hatte. Mir reichte es immer auf einem Level spielen zu können, das ausreichte um mit meinen Freunden Spaß zu haben. Das war cool.
Irgendwann jedoch hatte ich einen Punkt erreicht, an dem Dota (zu diesem Zeitpunkt war es bereits Dota 2) nur unter bestimmten Umständen Spaß gemacht hat. Ich weiß nicht, ob ich plötzlich sensibel geworden bin, aber die Community ging mir so dermaßen auf den Sack, dass ich das Spiel nicht mehr alleine spielen konnte. Selbst in einem 5 Mann starken Stack mit Freunden haben es die Gegner geschafft die Laune am Spiel zu verderben. 4 Mann yolo Stack war damit auch keine Option mehr. Ich glaub irgendwann hat die linke Taste meiner Maus die Doppelklickkrankheit bekommen, weil ich in jedem Spiel gezwungen war mindestens 5 Spieler zu muten. Leider kam ich dadurch zu dem Schluss, dass Dota ohne Chat, Voice Chat und mit einer begrenzten Anzahl an Pings pro Sekunde ein besseres Spiel wäre. Und da ich von Guild Wars (1) etwas völlig anderes gewohnt war, sehe ich ein wenigstens ansatzweise kooperatives Gruppendenken in jedem VOLLSTÄNDIG auf PvP basierendem Spiel als Grundvoraussetzung. Kein wenn und aber. Jeder, der nicht versteht, dass Dota ein Teamspiel ist, sollte es nicht spielen. Dann würde es vielleicht keine Situationen geben in denen alle Spieler aus dem eigenen Team im Alleingang versuchen das Spiel zu gewinnen und die anderen dabei wenn überhaupt als ihre Lakaien ansehen. Ich will gar nicht wissen wie oft ich mich in einem Spiel befunden habe, das wir von Anfang an verloren hatten, weil bereits beim Flamen im Loading Screen klar geworden ist, dass die Spieler im eigenen Team eher gegeneinander als miteinander spielen würden.
Ich frage mich wirklich was 95 % der Spieler, denen ich begegnet bin, überhaupt in Dota verloren haben. Die Zahl der “guten” und “schönen” Begegnungen kann ich an einer Hand abzählen. Lustiger Weise sind die Hälfte davon Betrunkenen zu zuschreiben, die zwar so gespielt haben wie Betrunkenen nun mal spielen (mit Axe und sehr, sehr männlich! Und natürlich oben und unten ohne), dafür aber richtig Spaß dabei hatten und sich nicht darum gekümmert haben, was die anderen von ihnen denken mögen. Sowas steckt nämlich an. Besonders im Stack mit Freunden. Ziemlich armselig für die Community, dass sie sich erstmal betrinken muss, damit man mit ihnen Spaß haben kann… Warte… Das kenne ich doch von irgendwo…
Wie auch immer. Zurück zum eigentlichen Punkt. Skullgirls. Ein Fighting Game, das angeblich sehr Einsteiger freundlich ist. Vorher hatte ich auch KoF XIII ausprobiert, aber das hat mich mit dem 3 Charaktersystem sofort überfordert (und ich war beim ersten Anlauf zu blöd für das Tutorial). Also fiel die Entscheidung auf Skullgirls mit teilweise sehr mobiden, aber dann doch irgendwo sehr sympathischen und niedlichen Charakteren. Ja es gibt Pantyshots und nein es ist kein Dead Or Alive. Mittlerweile gibts sogar nen spielbaren Kerl… Big Band. Nuff said.
Warum aber ausgerechnet Fighting Games? Wichtig war mir in erster Linie, dass man das Spiel eins gegen eins spielt. Kein fehlende Definition von “Team” und einfach grundsätzlich weniger Störfaktoren, die einem das Game vermiesen könnten.
“Warum aber kein RTS? Das Skillset liegt dem von Dota doch bedeutend näher.” Hatte ich drüber nachgedacht. Starcraft fiel sofort raus. Zu beliebt. Eins hat mir Dota nämlich auch noch gelehrt. Je beliebter ein Spiel, desto behinderter ist die Community (ohne Behinderte damit diskriminieren zu wollen). Also habe ich Planetary Annihilation (PA) ausprobiert. Das Spiel hat mir sogar ganz gut gefallen. Mein PC war auch in der Lage recht große Schlachten zu simulieren. Aber auch hier gab es wieder das Problem von Teams. Um fair zu sein, war es eigentlich kein Problem. Ich machte es eher zu einem, weil ich die Schnauze voll hatte. Die Community ist noch nicht wirklich groß, das Spiel ist auch nicht unbedingt billig und damit ist die Zahl der Douchbags sehr gering. Außerdem konnte man auch einfach nur 1v1 Lobbys errichten und entsprechenden Lobbys beitreten. Eigentlich kein Problem. Nur befindet sich das Spiel noch immer in einer Art ständigen Weiterentwicklung, selbst was fundamentale Spielmechaniken angeht. Ein Matchmakingsystem gibt es auch (noch) nicht. Allerdings soll es in Zukunft noch kommen, genauso wie ein Overhaul der im Moment vorhandenen Einheiten, die im Early Access noch als “Placeholder” im offiziellen Forum beschrieben wurden.
Versteht mich nicht falsch. Das Spiel ist wunderbar spielbar und macht Spaß. Aber ich habe einfach etwas “stabileres” gesucht.
Damit kam ich dann zu KoF XIII und schlussendlich zu Skullgirls. Ich spielte den Storymodus durch um ein Gefühl für die einzelnen Charaktere zu bekommen. Ging sicher ein paar Moves und kleine Combos durchführen zu können. Und dachte dann ich wäre für den online Modus gewappnet. Quicksearch -> erster Gegner bohrt mir mit Painwheel ein neues Arschloch. Beim zweiten Gegner wurde ich gezwungen zum Emo zu werden, weil mich Peacock nicht aus der Ecke rausgelassen hat und beim dritten hat mich eine Cerabella einfach geplättet…
Tjaaa, Quicksearch war dann wohl keine gute Idee gewesen. Zu viele Pros. Dachte ich. Also trat ich einer Lobby bei. Für Anfänger. Jaja löblich, dass es solche tatsächlich gibt. Ergebnis war trotzdem nicht anders. Ich wurde vernichtet.
Das war der Moment in dem ich verstand, dass ich ein Noob des nächsten Levels war. Und noch immer bin. Seit dem Zeitpunkt habe ich ungefähr 25 Stunden nur im Singleplayer verbracht. Habe mir versucht Eingaben ins Muskelgedächtnis anzutrainieren, die Schwierigkeitsstufe der Bots zu erhöhen und bin die einzelnen Tutorials für die Charaktere und diverse Mechaniken noch einmal durchgegangen. Gefühlt hat das nur eins gebracht: Ich fühl mich noch schlechter. Aber das ist das Wunderbare an solchen Spielen. Im Gegensatz zu Dota sieht man seinen Fortschritt. Es gibt keine Chance, dass jemand anderes einem die Resultate verfälschen kann (Team, das kein Team ist, obwohl man fürs Team spielt). Ich wette ich würde noch immer online völlig geraped werden. Ja es ist frustrierend, aber wenn man plötzlich anfängt zu verstehen wie die Charaktere funktionieren ist es für mich ein richtig schönes Erlebnis.
Ein weiterer Grund warum ich mich im übrigen für Skullgirls entschieden habe, ist die Community. Der “Git gud” Anteil der Spieler ist erstaunlich gering. Besonders im Vergleich zu, sagen wir mal Streetfighter. Der Segen der kleinen Communities.
Wie lange wird es noch dauern, bis ich meinen ersten Sieg über einen menschlichen Gegner ergattern kann? Bei meinen Fettfingern, langsamen Reaktionen und fehlender Erfahrung im FG Genre wahrscheinlich 70 Stunden oder mehr. Wenn ich die 100 Stunden erreicht habe, habe ich vielleicht eine Chance. Bis ich aber genügend Erfahrung habe mich mit den Guten zu messen, wird weit mehr als das ins Land streichen. Wenn ich überhaupt jemals diesen Punkt erreichen werde.
Hoffentlich werde ich bei Gelegenheit auch noch einen ähnlich schlechten Trainingspartner/Rivalen finden, mit dem man den Berg dann zusammen erklimmen kann.
Zum Glück gibt es jede Menge netter Leute in den offiziellen Foren.
Auf eine fröhliche Salzproduktion! PJSalt BibleThump